Biomasse als Brennstoff ist nicht nur Holz. Auch Stroh ist geeignet. Seit 1994 nutzt der dänische Landwirt Henning Schroll eine Strohheizung, um den Wärmebearf seiner Schweinezucht auf dem Gut Dennin bei Anklam (Vorpommern-Greifswald) zu sichern. Leider ist er damit in M-V noch der einsame Rufer in der Wüste. Hauptargument der Landwirte dagegen: Das Stroh wird für die Humusbilanz der Äcker gebraucht.
Stroh zu Wärme
Jetzt bei dem strengen Frost muss Henning Schroll schon mal einen Strohballen mehr aufs Transportband legen. Ansonsten reichen über den Winter täglich vier der 2,50 Meter langen und jeweils 1,20 Meter breiten und hohen Strohballen. Das sind etwa zwei Tonnen Stroh täglich. Der dänische Landwirt, der 1993 das ehemalige Gut Dennin bei Anklam kaufte, wärmt seine Schweineställe (rund 3000 Quadratmeter) mit einer Strohheizung, die 600 Kilowatt Wärme leisten kann. Sie arbeitet als Durchlauferhitzer. Wie bei einer Heiztherme führt die Anlage bei Wärmebedarfsmeldung automatisch zerrissenes Stroh in die Brennkammer, um das zirkulierende Heizungswasser zu erwärmen. Und das schon seit 1994. „In meiner Heimat ist das normal“, sagt der 48-Jährige. In Deutschland ist diese Form der Wärmeerzeugung aber noch die Ausnahme. „Meines Wissens beheizen in Mecklenburg-Vorpommern nur noch ein Landwirt in Schwasdorf bei Gnoien und die Landfleischerei Wiechmann bei Dummerstorf ihre Schweineställe mit reinen Strohheizungen“, sagt Detlef Harker, der in der Beratungsgruppe Bioenergie der Landgesellschaft für solche Projekte zuständig ist. „Ansonsten wird Stroh entweder zur Spitzenlast in Holzheizungen oder als Beimischung in Kohlenkraftwerken energetisch genutzt. Aber auch das sind eher die Ausnahmen.“
Wesentlich geringere Brennstoffkosten
Für Schroll waren Einsparungen an den laufenden Kosten gegenüber einer Ölheizung ausschlaggebend. Schon damals war die Bereitstellung von Stroh nur halb so teuer wie der Ölkauf. Auf den Heizwert eines Liters Heizöl bezogen kostet ihn das Stroh etwa 21 Cent, denn es muss schließlich gepresst und gelagert werden. Das Öl kostet heute jedoch das Vierfache. Für den Wärmebedarf des Gutes wären jährlich etwa 135.000 Liter Heizöl notwendig. Die jährliche Einsparung an Brennstoffkosten beträgt also rund 80.000 Euro.
Bürokratische Hürden
Allerdings musste Schroll für die Anschaffung der 600 kW-Anlage aus Dänemark stolze 90.000 Euro hinlegen, von denen er 30.000 Euro als Fördermittel zurück erhielt. Schroll konnte dabei das Heizhaus und das Leitungsnetz des ehemaligen VEG nutzen, das seine Schweinsställe mit vier Braunkohle-Kessel geheizt hatte. Ansonsten kämen die Kosten für den Bau des Heizhauses und des Leitungsnetzes hinzu. Während jedoch in Dänemark die Genehmigung von Strohheizungen dieser Größenordnung sehr unbürokratisch vonstatten geht, ist das in Deutschland ein zeitaufwändiger und teurer Hindernislauf. Strohheizungen über 100 kW müssen nach der 4. BImschV in Verbindung mit der TA Luft genehmigt werden. Die Einhaltung derer Immissionsgrenzwerte insbesondere hinsichtlich Staubpartikel macht die Ausrüstung mit einer teuren Filteranlage zwischen Ofen und Schornstein notwendig. Für die Messung der Immissionswerte verlangt der TÜV Nord alle drei Jahre auch noch 3.500 Euro. „Der Genehmigungsaufwand war schon enorm“, sagt Schroll. „Dennoch, nach weniger als zehn Jahren hatte sich die Anlage schon amortisiert. Bei den steigenden Ölpreisen geht das jetzt sicher noch schneller.“ Inzwischen versorgt Schrolls Strohheizung auch die Wirtschafts- und Wohngebäude des Gutes mit Wärme, das sind zusätzlich 1000 Quadratmeter. Und im Sommer trocknet sie das Korn. Damit steigt der Nutzungsgrad und macht die Anlage noch wirtschaftlicher.
Asche als Dünger
Stroh fällt beim Gut Dennin selbst genug an. Schroll baut auf etwa 650 Hektar Getreide an. Für die Heizung braucht er etwa 400 Tonnen Stroh jährlich. „Geht man von etwa 3 Tonnen Stroh pro Hektar aus, benötige ich das Stroh von etwa einem Fünftel der Fläche für die Anlage“, hat er errechnet. Ein weiteres Fünftel des Strohaufkommens benötigt er als Einstreu in seinen Milchviehställen. Der Rest wird wie üblich zur Humusbildung untergepflügt. Außerdem mischt Schroll die P- und K-haltige Asche der Strohheizung dem Dung unter, der als Dünger auf die Felder kommt. „Somit geht der Düngerwert auch des entzogenen Strohs nicht verloren“, begegnet er einem der häufigsten Argumente gegen die Verbrennung von Stroh.
Stroh statt Biogas aus Mais
Aber neben dem betriebswirtschaftlichen hat Schroll auch den gesellschaftlichen Nutzen im Auge. „Viele Landwirte nutzen die Abwärme ihrer Biogasanlagen zum Heizen der Ställe. Dazu ist aber Mais erforderlich, dessen Anbau Fläche verbraucht. Stroh ist dagegen ein Nebenprodukt der Getreideproduktion.“ Somit werde mit der energetischen Nutzung des Strohs auch der leidigen Teller-oder-Tank-Diskussion wirkungsvoll begegnet.