Auf der Energiekonferenz der Grünen Juni 2011 in Rostock stellte Heinrich Graf von Bassewitz seine Bio-Biogasanlage vor, also eine Biogasanlage im ökologischen Landbau. Daraufhin sah ich mich mal auf dem Gut Dalwitz bei Gnoien (Landkreis Rostock)um.
Keine Anlage von der Stange
Die Biogasanlage des Gutes Dalwitz bei Gnoien sieht aus wie jede andere Biogasanlage: Zwei grüne Fermenter mit Folienhaube und BHKW, unmittelbar neben einem Legehennenstall. „Von der technischen Konzeption her ist es eine klassische Biogasanlage von 500 kW auf Maisbasis“, bestätigt Betriebsleiter Heinrich Graf von Bassewitz den Eindruck. Aber der 57-jährige promovierte Landwirt ist bekanntlich leidenschaftlicher Biobauer.Nicht nur das. Er ist Bundesbeauftragter für den Ökologischen Landbau im Präsidium des Deutschen Bauernverbandes. Und seit einem Jahr ist er auch als einziger Landwirt Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung, der das Kanzleramt zur Nachhaltigkeitsstrategie berät. Und so ist seine 2007 erbaute Biogasanlage eben doch keine Anlage von der Stange. Sie ist eine Bio-Biogasanlage.
„Ökologisches“ Biogas mit konventionellem Mais?

Heinrich Graf von Bassewitz, Betriebsleiter des Gutes Dalwitz
Das zweite Bio steht nicht nur für die vorwiegende Verwendung von ökologisch produzierten Substraten. Entsprechend des Grundgedankens des ökologischen Landbaus nach möglichst geschlossenen Wirtschaftskreisläufen dient die Anlage vor allem der Verwertung der anfallenden Reststoffe. Im Gut Dalwitz ist das zunächst Kleegras, der auf etwa 20 bis 25 Prozent der 400 Hektar Ackerfläche des Gutes steht. Denn der Anbau von Kleegras ist zwar für den ökologischen Landbau lebensnotwendig, aber von Bassewitz hält keine Milchkühe, an die das Gras verfüttert werden könnte. Nur Mutterkühe. So ist das Mähgut in seinem Betrieb Abfall. Der zweitwichtigste Reststoff auf dem Dalwitzer Hof ist Mist. Und zwar Pferdemist und Legehennentrockenkot vom eigenen Hof sowie Rinder– und Schweinemist vom benachbarten Öko-Betrieb. Denn auf Biohöfen fällt nun mal wegen des Verbotes von Spaltenböden keine flüssige Gülle an. Dementsprechend ist die Dalwitzer Biogasanlage eine Trockenfermentierung, die zu 30 Prozent mit Mist und zu 40 Prozent mit Kleegras gefüttert wird. Die restlichen 30 Prozent sind Mais und Roggen-Ganzpflanzensilage, die ein benachbarter konventioneller Betrieb für von Basswitz auf insgesamt 100 Hektar anbaut. Dieser Anteil soll laut von Bassewitz entsprechend der Richtlinien der ökologischen Anbauverbände noch zur Bezeichnung als Bio-Biogasanlage berechtigen.
Gärreste als flüssiger Dünger gebraucht
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es laut Uni Kassel, die ein Monitoring dafür führt, gerade einmal zwei solcher Anlagen. „Biogas ist aber im Ökolandbau von besonderer Bedeutung“, ist von Bassewitz dennoch vom Siegeszug dieser Technologie überzeugt. „Vor allem wegen der Gärreste, die als effektiver flüssiger Dünger verwendet werden. Da wir keine synthetischen Dünger verwenden dürfen, können wir keinen Stickstoff in flüssiger Form zukaufen.“ Beim jährlichen Input von etwa 10.000 Tonnen Substrate fallen rund 7.000 Tonnen Gärrest-Dünger an. Zudem hat von Bassewitz auch großen Wert darauf gelegt, die Abwärme der Stromerzeugung möglichst vollständig zu nutzen. Er trocknet damit 1.000 Tonnen Getreide und beheizt nicht nur die eigenen Räume im Schloss, sondern auch die 18 Ferienwohnungen auf dem weitläufigen Hofgelände. „Insgesamt beheize ich 3500 Quadratmeter“, sagt von Bassewitz. „Damit ist die Anlage im Winter ausgereizt.“
Reserve Abwärme
Übers Jahr gerechnet werden jedoch nur 50 Prozent der Abwärme genutzt. Das ärgert von Bassewitz. Er trägt sich mit dem Gedanken, künftig auch das Dorf mit Heizwärme zu versorgen. Denn ab 2012 soll dem Vernehmen nach der Bau von Fernwärmeleitungen besonders gefördert werden. Seine Grundidee besteht darin, dass die Biogasanlage die Grundlast trägt, und ein Biomasseheizwerk die Spitzen abgedeckt. Die Hackschnitzel dafür sollen aus dem eigenem Wald kommen. Zur Trocknung des Holzes soll wiederum die Abwärme der Biogasanlage dienen. „Damit verbessert sich auch die Wärmenutzung der Anlage im Sommer“, sieht von Bassewitz als zusätzlichen Nutzen. „So schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe.“
Mehr Reststoffe verwerten
Der Biolandwirt will zudem den Anteil des Maissubstrates weiter verringern. Möglichst vollständig. „Um Mais und GPS zu ersetzen, müssen praktisch alle anfallenden Reststoffe verwertet werden.“ In erster Linie denkt von Bassewitz dabei an die etwa 1000 Tonnen ökologischer Reinigungsabfälle. Der Gasproduktionswert des Getreideausputzes werde gerade durch die Rostocker Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (Lufa) getestet.
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