Eine Antwort auf die Teller-oder-Tank-Diskussion

 

In einem Vortrag vor Agrarstudenten der Hochschule Neubrandenburg erwähnte Siegfried Hofreiter, Vorstand der umstrittenen KTG Agrar AG, dass er den Anbau von Hirse anstelle von Mais als seine Antwort auf die Teller-oder-Tank-Diskussion sehe. Denn der Anbau als Zweitfrucht nimmt keine zusätzlichen Ackerflächen für den Anbau von Energiepflanzen anstelle von Futterpflanzen in Anspruch .

Mais ohne Kolben

Es sieht aus wie Mais, was da am Ortsrand von Ueckermünde Richtung Eggesin (Vorpommern-Greifswald) steht. Aber die Maiskolben fehlen. Es ist Hirse. Jetzt Anfang November hat sie die nötige Reife für ihre Bestimmung. Die Pflanze dient als Futter für die 2,8-Megawatt-Biogasanlage Dersewitz bei Anklam. Außerdem drückt die Zeit. Denn die aus Afrika stammende Pflanze verträgt nun mal keinen Frost.

Insgesamt 250 Hektar Hirse hat Maschinist Dennis Berlin von der AK Agrarproduktion Görke GmbH mit seinem Häcksler abzuernten. An diesem Tag ist der 20-Hektar-Schlag bei Uecker­münde dran. Mit einer Geschwindigkeit von zehn Stundenkilometern bricht das sechs Meter breite Schneidwerk die fingerdicken Halme zehn Zentimeter über dem Boden. Auf sechs Millimeter Länge gehäckselt landet die Hirse auf dem Hänger, der ständig neben dem Häcksler fährt. Acht Hängerzüge hat Betriebsleiter Nils Schröder dem Häcksler zugeteilt, die im ständigen Wechsel an seiner Seite fahren und anschließend die zerhackte Hirse in die Gärsilos von Dersewitz bringen.

Vorreiter im Hirseanbau

Hofreiter vor FHS Neubrandenburg
Siegfried Hofreiter, Vorstandvorsitzender der KTG Agrar AG

Sowohl die Biogasanlage Dersewitz als auch die die AK Agrarproduktion Görke gehören zum Imperium der KTG Agrar AG, dem ersten und einzigen deutschen Landwirtschaftsunter­nehmen, das an der Frankfurter Börse platziert ist. Das Unternehmen setzt seit 2006 als zusätzliches Standbein auf die Verstromung von Biogas. Stufenweise wird die Produktion ausgebaut. Waren es beim Börsengang 2007 noch 12 Anlagen mit einer installierten Leistung von 10 Megawatt, so werden es Ende dieses Jahres 16 Megawatt an 17 Standorten sein. Und im nächsten Jahr soll die Kapazität auf 30 Megawatt ausgebaut werden. Dann wird dieses Geschäftsfeld die Hälfte des Umsatzes des Unternehmens ausmachen, das mittlerweile über 35000 Hektar in Ostdeutschland und Litauen bewirtschaftet. Auf rund 2000 Hektar wird Hirse angebaut. „Hirse ist meine Antwort auf die öffentliche Teller-Oder-Tank-Diskussion“, sagt Vorstandsvorsitzen­der Siegfried Hofreiter. Hirse ersetzt den Mais, der als in Monokultur angebaute Energiepflanze in Verruf geriet. Allerdings ist der Energiegehalt etwa ein Viertel geringer, so dass nicht völlig auf Mais verzichtet werden kann. Hofreiter lässt in Ostdeutschland auf rund 2000 Hektar Hirse anbauen. Das ist immerhin fast doppelt soviel wie in ganz Mecklenburg-Vorpom­mern.

In der Summe mehr Energie als Mais

Nils Schöder, Betriebsleiter der AK Agrarproduktion Görke

In erster Linie geht es Hofreiter jedoch um die Effizienz seiner Energiepflanzenproduktion. Denn Hirse ist sehr gut als Zweitpflanze geeignet. So sät auch Schröder im Herbst auf etwa 200 Hektar zunächst Roggen. Noch grün wird er Anfang Juni gehäckselt. Und landet in der Biogasanlage Dersewitz. Ganzpflanzensilage (GPS) nennen das die Fachleute. Auf den abgernteten Feldern lässt Schröder die Hirse drillen. Diese Pflanze schafft es, bis November noch bis zu drei Meter hoch zu wachsen und so viel Biomasse für das Biogas zu bringen. „Auf diese Weise liefern wir mit beiden Kulturen zusammen genommen 50 bis 60 Tonnen Biomasse pro Hektar“, rechnet Schröder vor. Mais alleine würde im Normaljahr nur etwa 30 Tonnen Silage pro Hektar bringen.

Kultur auf Grenzstandorten

An weiteren, kleineren Standorten baut die Agrar Görke GmbH Hirse auch als alleinige Hauptfrucht an. Das erfolgt auf extrem sandigen Böden wie eben in der Gegend von Uecker­münde. „Etwas anderes würde hier nicht wachsen“, sagt Schröder. „Zumindest wäre es nicht wirtschaftlich.“ Hirse ist so genügsam, dass es selbst auf ertragsarmen Böden wächst. „Mais wäre an dieser Stelle in diesem Mais freundlichem Sommer vielleicht zwei Meter groß geworden. Die Hirse ist fast drei Meter hoch“.

1 Gedanke zu „Eine Antwort auf die Teller-oder-Tank-Diskussion“

  1. Hirse wird auch von der FNR als Alternative zum Mais gesehen, dessen Anbau wegen der raschen Steigerung der Anbaufläche für die Biogasgewinnung als „Vermaisung“ der Landschaft wahrgenommen wird. Ich habe da erhebliche Zweifel. Hirse und Mais erscheinen mir zu ähnlich. Die Suche nach alternativen Energiepflanzen ist m.E. jedoch tatsächlich eine wesentliche Aufgabe, um die – vom Ansatz her zu begrüßende – Biogasproduktion nicht weiter in Verruf zu bringen und die Böden wirklich fachgerecht zu bewirtschaften.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar